Irgendwohin wo’s warm ist
#1
[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Wer kennt das nicht? Es ist nasskalt, der Winter steht vor der Tür und man wünscht sich einfach nur weit weg wo es schön warm ist. Um es vollständig zu sagen, mein Satz war „Irgendwohin wo’s warm ist, ein Meer hat und nicht die Kanarischen Inseln für eine Woche“. Damals, noch vor dem digitalen Leben, als fast alles noch analog erledigt wurde, gab es am Münchner Flughafen noch jede Menge „Last-Minute-Schalter“. Aber das war gnadenlose Aufschneiderei. Denn die hatten einfach rein gar nichts. Weder in den nächsten Minuten, nicht einmal am gleichen Tag![/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Als ich dann alle Last-Minutes durchhatte, war da nur noch ein Schalter der LTU. Eine vermutlich unechte Blondine mit sehr langen Fingernägeln saß da und weil ich schon mal da war dachte ich einfach ok, fragen kann ich die ja mal. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihr den gleichen Satz gesagt habe oder vielleicht doch das mit einer Woche weggelassen habe. Aber dazu später. Sie tippte auf ihrem „Terminal“ mit den langen Fingernägeln eine ganze Zeit lang rum und meinte dann ohne aufzublicken nur: „Nein, das geht nicht, wir hätten heute nur noch einen Platz nach Bangkok“. Ich war baff. „Ja und den verkaufen sie nicht“, war meine Anschlussfrage. Doch, meinte sie und ich fragte gleich weiter ob sie außer mir noch jemanden sehe? Also kurz zusammengefasst, ich kaufte diesen einen letzten Platz nach Bangkok. Und weil ich auch schon so spät dran war und kein Gepäck dabeihatte, habe ich auch gleich die Bordkarte bekommen.[/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Zeit war noch mein Auto auf den Langzeitparkplatz zu fahren und dann habe ich mir noch einen kleinen Rucksack und einen Fremdenführer Thailand gekauft. War da ja noch nie und hatte keine Ahnung was mich erwarten würde. Da wollte ich mich dann doch ein wenig schlauer machen. So ganz hatte ich nicht zugehört als sie mir das mit den Flugzeiten und Umsteigen erklärte, aber was soll’s? Und so ging’s los. Ich natürlich einen Mittelplatz. Logisch! Am Fenster ein sehr gewichtiger Herr und am Gang eine noch gewichtigere Frau. Dazwischen ich! Wie sich noch herausstellen sollte war das ein Ehepaar. Und die waren auch gar nicht verkracht miteinander. Die konnten/wollten aufgrund ihrer Leibesfüllen nur nicht nebeneinandersitzen. Toll! Kann man sich jetzt vorstellen, oder?[/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Dann der nächste Schock. Dieses nette Ehepaar ist gar nicht nach Bangkok, sondern nach Phuket geflogen! Bin ich in diesem halben Sitzplatz eventuell auch noch im falschen Flieger? Die Saftschubse konnte mich dann aber beruhigen. Dieser Flieger flog nach, ich glaube es war Dubai und traf sich mit zwei weiteren LTU-Fliegern. Einen aus Berlin, einer aus Düsseldorf und eben meiner aus München. Und die flogen dann weiter nach Chiang Mai, Phuket und eben Bangkok. Hätte ich auch sehen können da ich eine zweite Bordkarte hatte. Ich dachte die wäre schon für den Rückflug. Nein, wurde ich aufgeklärt, die Bordkarte für den Rückflug kriege ich erst in drei Wochen vor dem Rückflug. Ähm, wieso in drei Wochen??? Vielleicht hatte ich am LTU Schalter doch vergessen das mit der einen Woche zu erwähnen? Aber alles kein Problem beruhigte mich die sehr nette Stewardess, das könnte ich bestimmt in Bangkok umbuchen. Aha![/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Im Nachhinein betrachtet hat mich das mit den drei Fliegern und Dubai das Leben gerettet. Denn viel länger hätte ich es zwischen dem lustigen Ehepaar bestimmt nicht ausgehalten. Jedenfalls nicht bis Bangkok das offensichtlich sehr viel weiter weg war wie ich mir das so vorgestellt hatte. Ganz schön irre soweit wegen einer Woche! Der Weiterflug nach Bangkok ohne die beiden Fleischberge war dann verhältnismäßig angenehm. Jedenfalls hatte ich genügend Raum meinen jungfräulichen Reiseführer rauszunehmen und mal etwas nachzulesen. Schon die Einführung mit etwas Geschichte dieses Landes gespickt brachte mir dann auch prompt den ersten Durchblick. Thailand hieß früher Siam! Das ließ mich laut loslachen. Wir sind nämlich früher öfter nach Rosenheim chinesisch Essen gegangen. Und da gab es ein chinesisches Restaurant das einfach sehr viel besser war. Wie dieses heiß? „Der Siamese“. Man mag mich jetzt vielleicht für blöd oder einfältig halten. Aber musste man sowas wirklich wissen?[/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Wie auch immer, die Flugzeit reichte nur für die Hälfte des Reiseführers. Aber so vorgebildet konnte ja nicht mehr viel schief gehen. Erstaunlich fand ich im Landeanflug, dass man in Bangkok auf einem Golfplatz landete. Naja, andere Länder, andere Sitten eben. Die Einreiseprozedur war mit viel Wartezeit, aber unproblematisch. Und da ich ja auch kein Gepäck dabei hatte strebte ich zum Ausgang. Vielleicht sollte ich dazu schreiben, ich kam gerade aus den Bergen, wo die Wolkenuntergrenze knapp 20 Meter über meinen Dachgiebel lag und aus der regnete und schneite es. So war ich auch entsprechend angezogen. Z.B. Bergstiefel mit Wollsocken und auch eine wattierte, gut isolierte Lederjacke. So gerüstet strebte ich dem Ausgang entgegen um mir mal wieder eine Zigarette anzuzünden. Das war nicht einfach. Denn in diesem Ankunftsgebäude herrschte ein völliges Chaos. Bevor man den Ausgang erreichte, musste man sich zig aufdringlichen Taxifahrern, Geldwechslern und was weiß ich noch alles erwehren. Dann hatte ich es geschafft! Die Tür ging auf und es traf mich fast der Schlag! Eine Wahnsinnshitze, dazu vermutlich kaum noch Sauerstoff in der Luft, dafür aber ein sehr intensiver Abgasgestank und ein Höllenlärm. Ich drehte um, das war zu viel. Erklärend muss ich hinzufügen, dass man damals gerade eine aufgeständerte Autobahn baute. Und der gesamte Verkehr wurde offensichtlich durch die Flughafenstraße geleitet. Wie auch immer, keine Zigarette angezündet, zurück ins rettende, klimatisierte Terminal. Vielleicht war meine Ausstattung für dieses Land auch nicht ganz das richtige.[/font][/size]
[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Nein, Bangkok ist vermutlich wirklich nicht das richtige für mich. Gut, dass ich die Hälfte des Reiseführers gelesen hatte und da stand Phuket, respektive Patong auf Phuket wäre ideal für Touristen. Also mich durchgefragt wo man Tickets nach Phuket kriegt und irgendwann im Domestic Terminal angekommen. Dort die nächste böse Überraschung! Es gab erst am nächsten Tag einen verfügbaren Flug. Den gebucht und mich auf diese berühmte „One Night in Bangkok“ geistig vorbereitet.[/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]***********Fortsetzung folgt**************[/font][/size]
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#2
[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Eine wirkliche Vorbereitung auf die „One Night in Bangkok“ hat es tatsächlich natürlich nicht gegeben. Denn wie ich da nun etwas ratlos im Flughafen rumstand war ich ganz offensichtlich ein perfektes Opfer. Hotel? Kein Problem! Und abends eine Stadtrundfahrt mit allem was dazu gehört. Sehr günstig, fast schon geschenkt. Viel mehr brauche ich vermutlich nicht zu schreiben. Das Hotel war eine Bruchbude und die Stadtrundfahrt endete in einem Hinterhof eines Establishments in welcher eine Art Boxring in der Mitte war, in welchem man als Zuschauer keinen Boxkampf, sondern ein kopulierendes Paar beobachten konnte. Wer sowas mag, für den mag es das Höchste sein. Ich jedenfalls war nur froh wieder in diesem Hotel zu sein und auf meinen Weiterflug nach Phuket zu warten.[/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Vielleicht sollte ich an dieser Stelle mal noch einschieben was mich in diesem Herbst überhaupt in die Ferne, aber nicht auf die Kanarischen Inseln getrieben hatte. Zu dieser Zeit hatte ich mich sogar relativ gut, ganz bequem eingerichtet. Meine Firma hatte ich vor ein paar Jahren verkauft und meinen tagtäglichen Lebensunterhalt mit technischen Prüfungen und Abnahmen von Gleitschirmen und Hängegleiter (Drachen) verdient. Ist sowas ähnliches wie ein TÜV, nur privatrechtlich für bestimmte Hersteller und Muster unter Aufsicht des Bundesluftfahrtamtes. Und soweit das Wetter gut war, habe ich noch Passagierflüge im Auftrag einer Flugschule gemacht. Im Sommer in den Alpen, im Winter auf Lanzarote wo ich kleines Häuschen besaß. Deshalb auch „nicht Kanarische Inseln“. Eigentlich war ich in der Szene gut vernetzt, nachträglich gesehen vermutlich zu gut. Und ein Kind von Traurigkeit war ich ganz bestimmt auch nicht. Aber, wie das im Leben manchmal so spielt, hatte ich mich damals auch in die schlicht falsche Frau verkuckt. Und das ging ursprünglich beileibe nicht von mir aus. Wie auch immer, ich musste einfach mal kurz weg. Den Kopf freikriegen um mal ganz grundsätzlich über mein Leben gründlich nachdenken zu können. Aus heutiger Sicht würde ich behaupten, da war Thailand nicht wirklich geeignet. Aber das konnte ich damals ja gar nicht wissen.[/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Und so stand ich am nächsten Tag mit meinen Bergschuhen wieder am Flughafen und bin nach Phuket geflogen. Man darf Phuket heute nicht mit dem Phuket in den 90iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts vergleichen. Das war damals noch eher so ein Dschungel-Flughafen. Da ist man noch zu Fuß über das Flugvorfeld vom Flieger ins Gebäude gelaufen. Und weil ich nicht wieder Opfer werden wollte, bin ich noch vor den wartenden Schleppern zu einem Schalter für Hotel-Vermittlung. Die waren echt nett. Ich wollte nach Patong und möglichst einen kleinen Bungalow am Strand. Ich dachte da an so was Romantisches wie ein Bambus Häuschen. Zu meiner Enttäuschung gab es sowas in Patong aber nicht. Aber Bungalows in Strandnähe aber schon. Gut, dann eben sowas. Dann fragt mich dieses nette Fräulein ob mit oder ohne AC? Braucht man um diese Jahreszeit denn eine AC? Sie schaut mich an, von oben nach unten und wieder zurück und meint nur, „Nein, sie vermutlich nicht“. Das hätte mir zu denken geben sollen! Hat es aber nicht. Und so buchte ich diesen Bungalow ohne AC für 350 Baht inclusive Frühstück.[/font][/size]
[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Der nächste Schritt war nun Taxi besorgen. Der Limousinenservice war ebenfalls noch vor dem öffentlichen Ankunftsbereich was mir sehr entgegen kam. Man bekam einen Voucher und wurde rausgeschickt. Dort sollte man auf die Limousine mit seinem Gutschein warten. Vor mir in der kleinen Schlange wartete auch eine sehr gesprächsfreudige Kanadierin. Vielleicht ein paar Jahre älter als ich, aber sehr witzig. Und ich mag witzige Menschen. Insbesondere weibliche. Wie auch immer, wir beschlossen uns ein Taxi zu teilen was den Fahrer maßlos verwirrte. Aber so bekam er zwei Gutscheine und das andere war ihm dann egal. Zuerst setzte mich der Fahrer an der Anlage mit den Bungalows ab. Mit Claire, der Kanadierin verabredete ich mich noch zum Abendessen. Mein romantischer Bambus-Bungalow entpuppte sich dann als gemauerter mit Blechdach. Ich denke, so ab ungefähr Mittag hätte man auch Brot darin backen können. Mit Ventilator hätte man auch einen riesigen Umluftherd gehabt. Aber was soll’s? Ab an den Strand und vor allem auch ein paar geeignetere Sachen wie gepolsterte Lederjacke und Bergschuhe gekauft. Hast ja keinen Mangel an entsprechenden Shops in der Beachroad. Dass man in exotischen Ländern zu allem und jedem handeln muss, das wusste ich. Aber die Kerle dort waren wirklich gut und eisenhart. Und irgendwie haben die das sofort geschnallt, dass da einer vor ihnen steht der wirklich keine Ahnung hat.[/font][/size]
[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Und neu ausgestattet was man in einem tropischen Paradies so braucht saß ich nun an diesem langen Sandstrand und dachte mir was nun? Aufgefallen waren mir an dieser Beach Road noch jede Menge Tauchschulen. Meine drei Kinder erzählten mir immer ganz aufgeregt von ihren Tauchgängen, vorzugsweise aus dem Roten Meer. Warum also nicht tauchen lernen? Wenn die Kinder das lernen konnten, müsste ich das doch eigentlich auch können? Wäre sozusagen das Gegenteil von meiner Fliegerei. Statt hoch hinauf, tief runter. Und irgendeine kleine Abwechslung braucht man ja schließlich um nicht nur über sich selber sinnieren zu müssen, oder? Ich habe dann ein paar dieser Tauschulen abgeklappert um Preise und Eindrücke zu sammeln und bin letztendlich unabhängig vom Preis an einer hängen geblieben die mir als relativ seriös erschien. Los gehen sollte es morgen, dauert 4 Tage. Warum auch warten? Ich hatte ja nur eine Woche.[/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Für meine Abendverabredung erkundigte ich mich an der Reception nach dem Hotel von Claire und das war zu weit zum Laufen. Also Moped für die Woche gemietet. Vorne drücken, man schaltet einen Gang rauf, hinten einen Gang runter. Und rauf auf den Hobel und los. Ich bin dann auf die Rat-U-Thit gekommen und das war damals keine Einbahnstraße! Aber jede Menge Geisterfahrer!!! Mein lieber Scholli, mir wurde ziemlich heiß als mir schlagartig bewusstwurde, dass ich derjenige war welcher…. Ist mir zeitlebens in Thailand nie mehr passiert. Aber wenn ich in Deutschland bin habe ich, zumindest am Anfang auf kleineren Straßen, immer wieder mal echte Probleme die richtige Straßenseite zu wählen. Ist schon verrückt wo ich doch eindeutig im Rechtsverkehr sozialisiert wurde.[/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]An diesem ersten Abend auf Phuket sind Claire und ich zum Essen an die Beach Road. Nettes Lokal und nach ein paar Drinks später sind wir jedenfalls in ihrem Zimmer gelandet. Genauso wie die nächsten paar Nächte. Rachesex kann durchaus Spaß machen. Irgendwie hatten wir wohl beide so einiges aufzuarbeiten und das taten wir voller Hingabe und Einsatz. Und so habe ich keine einzige Nacht in meinem gebuchten Brotbackofen verbracht. Um ehrlich zu sein, so richtig zum nachdenken bin ich diese ersten Tage allerdings auch nicht gekommen. Gerademal zum umziehen in meinem Bungalow hat’s gereicht, denn tagsüber war ich ja mit meinen Tauchkurs ausgelastet. Wenigstens hatte die Zeit noch gereicht dank der Hilfe an der Reception zu erfahren, dass das mit einer Umbuchung meines Tickets nicht möglich wäre. Alle Flüge nach München wären ausgebucht. Alternativ könnte ich für sagenhafte 3.000 DM einen One-Way-Flug bei der Thai buchen. Das erschien mir angesichts der hiesigen Umstände als nicht wirklich angemessen. Lieber wollte ich meinen Termin in Deutschland sausen lassen. Das kostete mich wesentlich weniger als diese 3.000 DM. Ich kann es bis heute nicht abschließend beurteilen ob das nun eine gute oder blöde Idee war. Aber mein Aufenthalt hatte sich damit auf 3 Wochen verlängert. Gibt Ärgeres! Dachte ich![/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]Nach ein paar Tagen ist Claire dann weitergeflogen, ich glaube es war Bali. Und ich dachte jetzt geht das mit Thailand erst richtig los und auch die Zeit zum Nachdenken wäre jetzt gekommen.[/font][/size]

[size=medium][font=Calibri,sans-serif]***********Fortsetzung folgt****************[/font][/size]
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